Grußwort zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, Magdeburg

Grußwort der LAG zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, Magdeburg

 

Zu Beginn möchte ich eine Pressemeldung vom März 2014 dieses Jahres des Bundesverbandes der Frauennotrufe und Frauenberatungsstellen zitieren:

„Europaweite Studie zeigt massive Gewaltbetroffenheit von Frauen“.

Am 05.03.2014 veröffentlichte die Europäische Grundrechteagentur (FRA) die Ergebnisse ihrer europaweiten repräsentativen Studie zum Thema Gewalt gegen Frauen. Über 42.000 Frauen wurden zu ihren Erfahrungen mit physischer, psychischer und sexualisierter Gewalt befragt. Das erste Mal stehen damit EU weit vergleichbare und repräsentative Daten zur Verfügung.

Laut der Studie erlebt ein Drittel aller Frauen in der EU ab dem 15. Lebensjahr körperliche und/oder sexuelle Gewalt. 22% der Frauen erlebten körperliche und/oder sexuelle Gewalt durch den (Ex)Partner. Lediglich ein Drittel dieser Frauen wandte sich nach dem schwerwiegendsten Vorfall an die Polizei oder eine andere Organisation, um Hilfe zu suchen. 75% aller Frauen, die berufstätig sind, gaben an, sexuell belästigt worden zu sein.“

In den Jahren meiner Arbeit zum Thema sexualisierter Gewalt habe ich in unterschiedlichen Kontexten in Frauengruppen die Frage gestellt welche Frau noch nie einen sexualisierten Übergriff erlebt hätte. Sehr selten meldete sich eine Frau. Daraus habe ich die These gebildet, dass so gut wie jede Frau sexuelle Übergriffe unterschiedlicher Intensität kennt und absolut jede Frau ihr Leben so einrichtet, dass sie möglichst solche Übergriffe vermeidet und die Angst davor ein ständiger Begleiter ist.

Mädchen und Frauen erfahren Gewalt – sexuelle Gewalt, körperliche und psychische Gewalt – in Beziehungen, Partnerschaften, in der Familie, im Bekanntenkreis, im vertrauten Umfeld in den eigenen Vier Wänden und natürlich auch in den vielen medialen Räumen.

Auch wenn inzwischen häufiger Frauen tatsächlich durch Gegenwehr einen Übergriff abwehren konnten. Der Schock sitzt tief. Und Mädchen wachsen nach wie vor mit der schwebenden Bedrohung eines solchen Erlebens auf, müssen lernen, wie sie sich eventuell davor schützen können, wie sie darüber sprechen können. Neben dem drohenden Gefahrenpotential ist dies hinderlich bei der Entwicklung eines lustvollen Sexuallebens.

Mädchen und Frauen werden behindert in ihrer freien Entwicklung bis hin zu körperlichen Schäden durch Schlankheitswahn und Körperkult. Sie sind essgestört, magersüchtig, süchtig und unterwerfen sich körperlichen Eingriffen aufgrund unnatürlicher Schönheitsideale.

Für ein gleichberechtigtes, freies, friedliches, freundliches und lustvolles Zusammenleben muss diese drängende Gefahr beendet werden.

Weltweit sind Mädchen und Frauen betroffen von struktureller Gewalt, die sie daran hindert sich zu entfalten – z. B. bei ihren Berufs- und Bildungsvorstellungen, (weg bzw. Neigungen,) ihren Wünschen, können eigene Lebensvorstellungen nicht oder nur eingeschränkt verfolgen, da sie sexistischen Zumutungen, Rollenzuschreibungen, gläsernen Decken und Vorurteilen ausgesetzt sind. Dies betrifft Mädchen und junge Frauen überall auf der Welt, auch in Deutschland.

„All diesem [Der Gewalt] liegen Männlichkeits- und Weiblichkeitsvorstellungen – Aufteilungen – Zumutungen….. zu Grunde.”

Wenn wir anfangen, diese Zuschreibungen zu verändern, Gewalt zu ächten, Ungleichstellungen aufzuheben, dann wird dies die Gewalt jeglicher Art gegen Mädchen und Frauen und das Leid daran beenden und es wird das Leid der Jungen und Männer an diesen Zuschreibungen beenden.

Fangen wir JETZT damit an!!!!

Hannelore Güntner, Vorstandsfrau der LAG Mädchen- & Frauenpolitik Bayern e.V.,  25.11.2014 in Magdeburg